Seilklettern Wissenswertes Was hat es mit den Begehungsstilen auf sich?

Sportkletterrouten können auf verschiedene Arten durchstiegen werden das wird als Begehungsstil bezeichnet. Dabei haben nicht alle Begehungsstile den gleichen sportlichen Wert. Als vollwertig gelten heute nur – mit abnehmender Wertigkeit – die On-Sight-, die Flash- und die Rotpunktbegehung. Die Rotkreuzbegehung oder Top-Rope-Begehung wird als nicht vollwertige Begehung trotzdem noch anerkannt. Das Durchklettern einer Route mit anderen Stilen wie AF- oder A0 wird nicht als Begehung anerkannt und dient lediglich dem Einüben der Route, um sie später mit einem anerkannten Stil zu durchsteigen.

Die einzelnen Begungsstile

  1. On-sight
  2. Flash
  3. Rotpunkt
  4. Rotkreuz
  5. Sonstige

credit kleine zeitung kanizaj 1 CAC Kletterhalle © Kleine Zeitung / Kanizaj

On-sight Der wertvollste Begehungsstil

Beim On-Sight-Klettern ist das Ziel die sturzfreie Durchsteigung einer Route oder Seillänge „in einem Zug“ mit eigener Kraft. Die Zwischensicherungen und das Seil dürfen zu keinem Zeitpunkt der Begehung belastet werden (z.B. zum Ausruhen inmitten einer Route). Zusätzlich ist allerdings gefordert, dass die Begehung beim ersten Versuch erfolgreich sein muss. Dabei darf der Kletterer auch keine Vorinformationen haben, die durch frühere eigene Versuche, durch Erklärungen anderer Kletterer oder vorherige Beobachtung von anderen Kletterern in der Route entstanden sind. Auch während des Kletterns darf der Akteur von anderen Kletterern keine Tipps zugerufen bekommen. Erlaubt ist hingegen eine genaue optische Analyse vom Boden aus. Man hat also nur eine einzige Chance bei einer Route beim on-sight klettern.

Die Flash Begehung On-sight mit Zusatzinfo

Hier gelten im Prinzip die gleichen Regeln wie beim on-sight mit dem Unterschied, dass man vor der Begehung einen Kletterer in der Route beobachten kann oder Tipps zu dieser Route erhalten kann. Auch hier gilt: Es gibt nur beim ersten Versuch eine Flash-Chance. Der Flash Begehungsstil wird auch oft beim Wettkampfklettern in den Qualifikationsrunden verwendet, d.h. die Kletterer dürfen die anderen beim Klettern beobachten. In den Finalrouten wird zumeist im on-sight geklettert, damit die später startenden Kletterer keinen Vorteil haben. Hier müssen die Kletterer in einer sogenannten Isolationszone warten (zumeist Boulderräume fürs Aufwärmen).

CAC Kletterhalle Vortieg Aupenturm Christian © CAC/Stefan Kleinhappl
CAC Kletterhalle Vorstieg Patrick 2 © CAC / Harry Schiffer

Rotpunkt Der klassische Begehungsstil

Auch hier gilt: Ziel ist die sturzfreie Durchsteigung einer Route oder Seillänge „in einem Zug“ mit eigener Kraft. Die Zwischensicherungen und das Seil dürfen zu keinem Zeitpunkt der Begehung belastet werden (z.B. zum Ausruhen inmitten einer Route). Als klassische Rotpunktbegehung zählt nur die Bewältigung einer Route im Vorstieg mit dem Einhängen aller Zwischensicherungen aus der Kletterposition. Bei einer Rotpunkt Begehung ist es egal beim wievielten Versuch die Route beklettert wurde. Bei schwierigen Routen können so die Schlüsselpassagen regelrecht antrainiert werden, irgendwann „knackt“ man dann die Route. Naturgemäß ist somit das rotpunkt Kletterniveau höher als das Flash- bzw. on-sight-Niveau.

Rotkreuz bzw. Top-Rope Vollwertig oder nicht?

Die Rotkreuz oder Top-Rop-Begehung ist eine Rotpunktbegehung ohne Vorstieg mit Seilsicherung von oben. Da bei dieser Form die psychische Komponente (Sturzangst) im Vergleich zum vorgestiegenen Rotpunktklettern weniger ausgeprägt gefordert wird, gilt dieser Stil als nicht ganz vollwertig. Beispielsweise kann man so keine Neutour sportklettermäßig erstbegehen.

CAC Kletterhalle Top-Rope Fabian © CAC/Jakob Glasner
CAC Kletterhalle Seil Jugendliche 3 © CAC / Harry Schiffer

Sonstige Begehungsstile Training in den Routen

Das Durchklettern einer Route mit anderen Stilen wie „AF“ oder „A0“ wird nicht als Begehung anerkannt und dient lediglich dem Einüben einer Route. AF steht für all free (alles frei) und meint den Durchstieg einer Route bei dem alle Bewegungen (all) mit eigener Kraft im Sinne des Freikletterns (free) vollzogen wurden. Im Gegensatz zu den obigen Stilen darf dabei aber beliebig, am Material hängend, Pause gemacht werden. Dabei muss aus der letzten vor der Pause eingenommenen Kletterstellung weitergeklettert werden. Der Begehungsstil A0 gehört zum technischen Klettern. A steht für artificiel („künstlich“), A0 ist dabei der erste Schwierigkeitsgrad. Eine solche Begehung erlaubt das Halten und Fortbewegen mit Hilfe von Seil und Bohrhaken oder anderen Zwischensicherungen.